Anisometropie kompakt 

  • Anisometropie = Ungleichsichtigkeit der Augen 
  • Bereits ab ca. 0,5 Dioptrien Unterschied vorhanden 
  • Ab etwa 1,0 Dioptrie oft behandlungsbedürftig 
  • Mögliche Symptome: Kopfschmerzen, unscharfes Sehen, gestörtes räumliches Sehen 
  • Korrektur mit Brille, Kontaktlinsen oder ggf. Operation 


Unsere Augen arbeiten im Idealfall als Team: Sie liefern zwei nahezu identische Bilder, die das Gehirn zu einem einzigen, dreidimensionalen Seheindruck verschmilzt. Doch was passiert, wenn die beiden Augen unterschiedlich stark fehlsichtig sind? Die Antwort lautet: Anisometropie. Diese Sehstörung ist weiter verbreitet, als man vielleicht denkt – und bleibt dennoch oft unerkannt. 

 

Was ist Anisometropie? 

Der Begriff "Anisometropie" setzt sich aus den griechischen Wörtern "aniso" (ungleich), "metron" (Maß) und "ops" (Auge) zusammen. Er beschreibt einen Zustand, bei dem zwischen den Brechwerten (Refraktionswerten) beider Augen ein signifikanter Unterschied besteht. Medizinisch spricht man von Anisometropie, wenn zwischen den Brechwerten beider Augen ein Unterschied besteht – bereits ab ca. 0,5 Dioptrien. Klinisch relevant und behandlungsbedürftig wird sie jedoch meist erst ab einer Differenz von etwa 1,0 Dioptrie oder mehr. 

Dabei kann es sich sowohl um Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) als auch um eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) handeln. In vielen Fällen ist die Anisometropie angeboren, kann sich aber auch im Laufe des Lebens entwickeln – etwa durch Augenkrankheiten, altersbedingte Veränderungen oder nach Augenoperationen. 

Welche Symptome treten bei Anisometropie auf? 

Das Spektrum der Symptome ist breit gefächert und hängt stark vom Ausmaß der Brechungsdifferenz ab. Leichte Anisometropien bleiben häufig unbemerkt, weil das Gehirn die unterschiedlichen Seheindrücke bis zu einem gewissen Grad ausgleichen kann. Problematisch wird es, wenn die Diskrepanz zu groß wird. 

Typische Beschwerden sind: 

  • Unscharfes Sehen auf einem Auge 
  • Kopfschmerzen und Augenermüdung bei längerem Sehen 
  • Schwierigkeiten beim Lesen oder Arbeiten am Bildschirm 
  • Gestörtes räumliches Sehen (Tiefenwahrnehmung) 
  • Schielen oder Doppeltsehen, insbesondere bei Kindern 

Bei Kindern kann eine unbehandelte Anisometropie zu einer sogenannten Amblyopie (Schwachsichtigkeit) führen, weil das Gehirn das schwächere Auge dauerhaft unterdrückt. Deshalb ist gerade im Kindesalter eine frühzeitige Diagnose entscheidend. 

Wie wird Anisometropie behandelt? 

Die Behandlung der Anisometropie zielt darauf ab, den Refraktionsunterschied zwischen den Augen auszugleichen und die beidäugige Zusammenarbeit (Binokularsehen) zu erhalten oder zu verbessern. Die Wahl der richtigen Korrektionsmethode hängt dabei von mehreren Faktoren ab: 

Ausmaß der Anisometropie 

Alter des Patienten 

Vorhandene Symptome 

Anatomische Gegebenheiten 

Korrektur von Anisometropie: Brille oder Kontaktlinsen? 

Beide Korrektionsmittel haben ihre Vor- und Nachteile. Bei leichten bis mittleren Anisometropien kann eine Brille meist problemlos eingesetzt werden. Sie gleicht die Fehlsichtigkeit aus, birgt aber bei größeren Differenzen ein Risiko: Der sogenannte Aniseikonie-Effekt. Dabei erzeugen die unterschiedlich starken Gläser unterschiedlich große Netzhautbilder, was das Sehen erheblich beeinträchtigen kann. 

Kontaktlinsen bieten in solchen Fällen klare Vorteile: 

  • Sie sitzen direkt auf der Hornhaut und verursachen daher kaum Bildgrößenunterschiede. 
  • Sie gewährleisten ein natürlicheres Seherlebnis, insbesondere bei höhergradiger Anisometropie. 
  • Moderne, individuell angepasste Linsensysteme ermöglichen eine sehr präzise Korrektur. 

Gerade bei stärker ausgeprägten Fällen oder wenn bereits Symptome wie Kopfschmerzen oder Sehunschärfe auftreten, sind Kontaktlinsen oft die bessere Wahl. Allerdings sind sie nicht für jeden geeignet. Faktoren wie Augentrockenheit, Handhabung oder Unverträglichkeiten müssen bei der Entscheidung berücksichtigt werden. 

In manchen Fällen kann auch eine operative Lösung, etwa mittels refraktiver Chirurgie (z. B. LASIK), in Betracht gezogen werden. Diese sollte jedoch immer individuell und nach sorgfältiger augenärztlicher Untersuchung abgewogen werden. 

Früherkennung durch regelmäßige Sehtests 

Anisometropie kann unauffällig verlaufen, entwickelt aber im Laufe der Zeit oft erhebliche Auswirkungen auf das Sehen und die Lebensqualität. Gerade bei Kindern ist die frühzeitige Diagnose entscheidend, um bleibende Sehschäden zu vermeiden. Aber auch Erwachsene sollten ihre Augen mit einem Sehtest regelmäßig überprüfen lassen – insbesondere wenn Symptome wie verschwommenes Sehen, Kopfschmerzen oder Schwierigkeiten beim Lesen auftreten. 

Ein einfacher Sehtest beim Optiker oder Augenarzt kann bereits Aufschluss über eine mögliche Anisometropie geben. Mit der richtigen Korrektur lässt sich die Sehleistung beider Augen in Einklang bringen – für entspanntes, klares und gesundes Sehen im Alltag.